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Man stelle sich einmal einen Hochsommer vor. In Deutschland. Einen dieser sehr heißen Tage, an denen die Zeitungen immer den „Jahrhundertsommer“ zelebrieren, der sich jedes zweite Jahr wiederholt. In zwei Tagen wird es gewittern. Man stelle sich Jugendliche an einem See vor, die Bier aus der Flasche trinken, eine Gitarre in der Hand, einer von ihnen kann selbstverständlich Gitarre spielen. Der Kasten ist schon halb leer, es reicht angetrunken zu sein, um die richtige Stimmung zu treffen. Es wird nachts nicht einmal richtig kühl, die Gentlemen sitzen in T-Shirts da, weil sie den Lads ihre Kapuzenjacken überlassen haben. So war es nie.
Wir verbrachten den Sommer lieber in stickigen, dunklen Räumen. Ich verkaufte Leuten Eis, eine Kugel 60 Cent, Familien bezahlen fast immer 6 Euro, weil sie zehn Kugeln nehmen. Verwöhnte Kinder, die sich drei Kugeln aussuchen dürfen und zur Strafe selbst wie eine Eiskugel aussehen. Nachmittags kam ich zurück, wir schauten einen Film oder zwei in meinem viel zu warmen Zimmer. Wir fuhren in die Stadt, erst mit dem Bus, dann mit dem Auto, dann gingen wir ins Kino und kamen heraus, wenn es schon dunkel war. Irgendwie waren wir zu der Zeit beide anfällig für Dunkelheit. Dann stritten wir uns und versöhnten uns wieder, eine sehr lange Zeit lang, bis wir es nicht mehr taten. Dann war ich diejenige, die auf Streit und Versöhnung aus war und du? Dir war es schlichtweg egal. Und im Mai, lustigerweise oder eher ironischerweise am Männertag lief ich umher und dachte: “Er liebt mich nicht mehr.“ Und so sehr mein Hirn auch sagte, dass es nicht sein kann, wusste mein Herz in dem Moment Bescheid. Einen Tag später sollte mein Herz Recht behalten, das hielt es jedoch nicht vorm Totalschaden ab. Und dann lag ich da. Leitplanke durchgefahren, zusammen gefaltet am Straßenrand.
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